Aktuelles

Pressebericht zum Webinar "Die teuflischen Fünf"

10. März 2021

Beschreibung:

Zweites Webinar der Wirtschaftsjunioren Wetterau e. V. mit Stefan Mey

Die „teuflischen Fünf“ im Fokus

Einen umfangreichen Einblick in die Daten- und Wirtschaftsmacht von Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft gab Stefan Mey in seinem Webinar „Die teuflischen Fünf“. Die Wirtschaftsjunioren Wetterau und der IT-Journalist und Sozialwissenschaftler Stefan Mey pflegen einen guten Kontakt, denn dies ist bereits die dritte gemeinsame Veranstaltung, welche zu Themen der „schönen, bunten, digitalen Welt“ durchgeführt wird. Coronabedingt fand auch diese als interaktives Webinar statt. Gleich zu Beginn fragte Mey die zahlreichen Teilnehmer: „Wer von den großen Fünf weiß am meisten über Sie?“. Die Meisten lagen richtig: Mit 73 Prozent ist Google am besten informiert.

„Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft decken zusammen alle wichtigen Bereiche des Lebens – von den sozialen Medien bis hin zum Handel – ab“, erklärte er. Die Daten der halben Welt würden sich hier ballen. Und: Es gäbe bislang keinen funktionierenden Schutzmechanismus dagegen. So verfüge Google beispielweise bei den Suchmaschinen in Deutschland über einen Marktanteil von knapp 88 Prozent, YouTube sei mit 67 Prozent beim Videostreaming führend, bei Smartphones lägen Apple-Geräte weltweit mit 23,4 Prozent an der Spitze, 1,8 Milliarden Menschen würden täglich Facebook nutzen und der in Deutschland am meisten genutzte Messenger sei WhatsApp mit 94 Prozent. Viele unter 25-Jährige würden außerdem das ebenfalls zu Facebook gehörende Netzwerk Instagram nutzen.

Der größte Onlinemarktplatz Amazon erwirtschafte allein in Deutschland einen geschätzten Umsatz von etwa 10,5 Milliarden Euro pro Jahr und verlange von seinen Händlern nicht nur eine Provision von bis zu 20 Prozent, sondern mache diesen auch noch mit eigenen Produkten Konkurrenz. Häufig unterschätzt sei Microsoft, dessen Betriebssystem Windows in Deutschland alleine einen deutschen Marktanteil von knapp 79 Prozent habe und auf den meisten Unternehmens- und Verwaltungsrechnern laufe. Als „Königin der Hintergrund-Datenströme“ bezeichnete Mey Google. Bei 90% der Top 20 der kommerziellen deutschen Websites sei Google mit eingebunden, über Analysedienste wie Google Analytics oder das Werbenetzwerk Doubleclick. Unter dem Motto „Internet trifft Big Money“ klärte der Fachmann darüber auf, wer hinter den „teuflischen Fünf“ steckt.

Sowohl Vanguard als auch BlackRock – „Schattenbanken, die Geld von reichen Menschen sammeln“ – würden zwischen fünf und acht Prozent an den „fünf Teuflischen“ besitzen. „Sie sind an fast allen wichtigen Unternehmen der Welt beteiligt“, unterstrich Mey. Hierzu zählten neben Google & Co. auch andere Digital-Konzerne wie ebay, intel oder IBM. Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verfüge in Eigenregie über 57,9 Prozent der Stimmrechte an Facebook und zähle damit quasi, wie Larry Page und Sergey Brin von Google, zu den „Oligarchen des westlichen Internets“.

„Wie aber kann man sich gegen die Verletzung der Werte Privatsphäre und Datenschutz wehren, wie sie die Datenschutz-Grundverordnung der EU einfordert? Zumal der faktische Handlungsspielraum der EU bei US-amerikanischen Konzernen eh überschaubar ist?“ fragte Mey.

Mögliche Antworten auf die starken Ballungen von Daten- und Wirtschaftsmacht seien zum einen politischer Natur: Gesetze, Geldstrafen bei Verstößen und eine sinnvolle, aber sehr unwahrscheinliche Zerschlagung der Unternehmen auf US-Seite. Zum anderen könne man in einigen Bereichen selbst umsteigen: Einen vollwertigen europäischen Ersatz für Google gebe es nicht. Meta-Suchmaschinen, die sich quasi als Mittelsmann zwischen Nutzer und Google oder die Microsoft-Suchmaschine Bing stellen, könnten den Datenzugriff aber reduzieren. Beispiele seien metaGer aus Hannover, Startpage aus den Niederlanden oder Ecosia aus Berlin, die mit ihrem Gewinn sogar Bäume pflanzen würden. Den Google-Browser Chrome könne man problemlos durch Firefox ersetzen. Der Datenzugriff bei YouTube lasse sich reduzieren, indem man Videos über die Streaming-Funktion des nicht-kommerziellen Media Players VLC schaue.

Bei einem Android-Handy ließe sich als „kleine Lösung“ zum Beispiel einstellen, dass der jeweilige Standort nicht automatisch an Google weitergeleitet werde. Eine „große Lösung“ sei, ein Google-freies Android aufzuspielen (was technisch leider sehr anspruchsvoll sei) oder in Spezial-Webshops Handys mit bereits vorinstallierten Alternativ-Android zu kaufen. Für Facebook gebe es keine gleichrangige Alternative. Man könne aber darauf achten, einen Bogen um die „Login via Facebook“-Funktion zu machen, die einige große Webseiten und Apps anbieten. Als Messenger gebe es mittlerweile gute Alternativen zu WhatsApp, beispielsweise Threema. Hier gelte es allerdings, Freunde zu finden, die auch diesen Anbieter nutzen. Und statt bei Amazon zu bestellen, könne man Produkte in den meisten Fällen genauso gut auch in anderen Webshops kaufen – oder gleich vor Ort im Laden, wo noch weniger Daten anfallen.

 

Petra A. Zielinski

 

Foto: Stefan Mey (privat)

zurück